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Eine Sängerin kehrt zurück


09.06.2003 / LOKALAUSGABE / KREUZTAL


(sw) Somewhere over the Rainbow. Am Beginn eine gesungene Erinnerung an die 20 Jahre ältere Judy Garland, die bereits im Juni 1969 gestorben ist. Esther Ofarim schöpft das Lied fast sichtbar aus sich heraus. Und dann ist sie angekommen, auf dem Giller, im großen Zelttheater.

Gut 1400 Menschen erleben die vor 62 Jahren in Nazareth geborene Wahl-Hamburgerin, die nur ganz verhalten an ihre ersten Erfolge erinnern mag: "Dirty Old Town" aus den mit ihrem damaligen Ehemann Abi aufgenommenem Songs der Welt ja, "Morning of my Life" nein. 1998 wiedergekommen ist die Liedersängerin, die Esther Ofarim auch vor der vergleichsweise kurzen Schlagerepisode in den 1960ern war. Ungemein facettenreich ist ihr erstes neues Programm, das sie - begleitet von den auch solistisch eindrucksvollen Musikern Yoni Rechter (Flügel), Michail Paweletz (Violine) und Eli Degibri (Saxophon) - auch auf dem Giller vortrug.

Das französische Chanson, Alabama- und September-Song aus den Kurt-Weill-Opern, israelische Volksweisen, das kubanische Wiegenlied - die eher zierliche Frau im schwarzen Kleid mit dem feuerroten Haar setzt eine gewaltige, volle Stimme ein, vermittelt Poesie und Harmonie, besingt, die Handflächen gegeneinander gelegt, die großen Sehnsüchte, wird beschwingt bei den lustigen Weisen und dann auch wieder sarkastisch, spöttisch, sogar lakonisch. "Shes leaving Home" von den Beatles jedenfalls ist in der Ofarim-Version fast schon ein gesungenes Solo-Dramolett, "Mad About the Boy" der durchaus mitfühlend auf die andere, komödiantische Schulter genommene Frust des alternden Schwulen.

Esther Ofarim lässt es nicht mehr zu, dass ihre Lieder in Klatschmärschen untergehen - dazu sind ihre Vorträge auch zu spannend. Unnahbar? Schüchtern? Sie selbst sagt, sie sei unsicher - Fotos erlaubt sie bei den Zugaben, wenn sich das Lampenfieber gelegt hat. Die beginnen bereits nach gut einer Stunde, zum Schluss mit einem dreisprachigen "Guten Abend, gute Nacht." So möchte man wohl gern in den Schlaf gesungen werden - danach kann nichts mehr kommen.

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