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Schlicht und elegant selbst beim Räuspern
Nach langer Bühnenpause begeisterte Esther Ofarim ihr Publikum in der Frankfurter Alten Oper

 
Vom 22.03.2003  
Von Kurier-Mitarbeiter

Joachim Schreiner

"Wenn man beim Singen nicht fliegen kann, ist das nicht Singen. Man muss sich vom Atem tragen lassen." Eine Aussage von von einer, die es wissen muss: Esther Ofarims Karriere war eine Reise durch Höhen und Tiefen. Sie hat sich rar gemacht, doch jetzt ist sie wieder da. Fast 20 Jahre ist es her, da holte der Theaterregisseur Peter Zadek sie für seine "Ghetto"-Inszenierung auf die Bühne. Dann schlossen sich noch einmal Konzerte an, bevor die frühere Partnerin von Abi Ofarim sich ins Privatleben zurückzog.

In Frankfurts Alter Oper wurde die Wahl-Hamburgerin angemessen begrüßt: die Rückkehr einer Legende, die dieses Attribut verdient. Ofarim setzte in ihrem knapp "Ein Abend: Eine Reise durch Jahrhunderte und Kontinente" betitelten Programm auf Schlichtheit und Eleganz. Mit Stücken aus Folk und Klassik sowie Musical-Songs, Balladen und traditionellen israelischen Liedern setzte sie Akzente. Wie eine Opernsängerin nutzt sie das Volumen ihrer Stimme vom zarten Räuspern bis zum kraftvollen Tremolo. Davon profitierten traditionelle jüdische und hebräische Lieder, wie "Hinach Jafa" und "Shir Hanoden" zum Auftakt. Mit Verve und schlichter Eleganz am Klavier von Yoni Rechter begleitet, nahm auch ein schlichter Folksong wie "Dirty Old Town" die spezifische Klangaura der Ofarim an. Sie macht jedes Lied im Handumdrehen zu ihrem eigenen - ob das die Beatles-Nummer "She's Leavin Home" ist, die sie vom Popsong zum Kunstchanson adelt, oder Leonard Cohens Edelschnulze "Bird On A Wire". Und auch als Brecht/Weill-Interpretin zeigt die Künstlerin - zu Anfang ihrer Karriere fälschlicherweise als Schlagessängerin kategorisiert - Stil und Eleganz. So kamen der "Alabama Song" aus "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" und der legendäre "September Song" im stolzen Klanggewand daher, das von der subtilen Garnierung von Michael Paweletz' Geige und den feinen Saxophon-Phrasierungen des jungen Eli Degibri enorm profitierte. Das Musiker-Trio durfte dann auch sein fein ausdifferenziertes Spiel bei zwei Instrumentalstücken eindrucksvoll unter Beweis stellen. Viel Applaus bekamen die Ofarim-Repertoirestücke "Layla Layla", ein Schlaflied über eine unerfüllte Liebe, und das traditionelle "Besade Pauach", mit dem die Sängerin einst ihre Laufbahn startete. Doch - die eigentliche Überraschung des Abends - macht Ofarim heute auch als Jazzsängerin eine erstaunlich guten Eindruck, wie die offizielle Abschlussnummer des Programms, die Noel-Coward-Komposition "Mad About A Boy", und vor allem die Zugabe, "God Bless The Child", zeigten. Ofarim mit beseelter Phrasierung und jazzigem Timbre in der Stimme: Eine ganz neue Rolle, die ihr gut steht. Am Schluss Ovationen und Blumensträuße zuhauf.
taken from www.main-rheiner.de

 

www.esther-ofarim.de