Siebzig Minuten Romantik
Esther Oarim mit einem Liedprogramm in der Oper

Esther Ofarim in Dresden 2005 - foto © by Andreas Weihs - Dresdner Neueste Nachrichten

Der Beginn schien alle Befürchtungen zu bestätigen, denn Esther Ofarims erste Melodielinien litten unter Kurzatmigkeit und einem unüberhörbaren starken Vibrato. Also doch? Eine Frau, die mit 64 am Ende ihrer stimmlichen Möglichkeoiten ist? Zum Glück handelte es sich um Einschwingvorgänge, die spätestens beim dritten Lied kaum noch spürbar waren. Doch selbst wenn es unverändert bei den Anfangsproblemen geblieben wäre, hätte das Publikum in der Oper nichtminder freundlich reagiert.
Das Alter der Besucher entsprach in etwa dem der Sängerin; man wollte offenbar Erinnerungen an die Jugendzeit auffrischen. Die große Zeit der israelischen Sängerin lag in den sechziger Jahren, nachdem sie 1960  eine Rolle in Otto Premingers berühmtem Film "Exodus" gespielt hatte. Gemeinsam mit ihrem Mann Abi feierte Esther Ofarim einige Jahre Triumphe als Showstar in Konzerten und bei internationalen Schlagerfestvials, aber inzwischen ist ihr 1982 geborener Sohn Gil
(Anmerkung von esther-ofarim.de: Irrturm der Zeitung, er ist nur der Sohn von Abi) der erste, an den man denkt, wenn der Name Ofarim im Zusammenhang mit Popmusik genannt wird. Schon früher war Esther Ofarim keine Rockröhre. Ihre Stärke lag eher im Lyrischen und Liedhaften im Stil der "Melodie einer Nacht", mit der sie 1963 den zweiten Preis beim Eurovisions-Wettberwerb gewann. Im Lauf der Jahre hat sie ihr Repertoire weiter zum Romantischen hin verschoben und dabei zu anrührender Einfachheit gefunden. Sie ist mit leisen Tönen am überzeugendsetn, gleichgültig, ob sie ein altes schottisches Lied, einen klassischen Blues wie "Every night when the Sun goes in" oder ein israelisches Lied wie ihren alten Hit "Laila, laila, haruach goveret" singt. Wenn sie versucht, etwas gröber zu artikulieren, gelingt das bei weitem nicht so gut. "Moon of Alabama" aus Kurt Weills "Mahagonny" gehörte nicht zum Besten des Programms. Manche mögen "Somewhere over the rainbow" vielleicht etwas kitschig gefunden haben, müssen aber zugleich einräumen, dass Ofarim dieses Lied - wie auch alle anderen - ohne jeden äußerlichen Effekt und mit nur ganz wenig elektronischem Hall gesungen hat. Auch die Begleitung mit Violine, Bass und Klavier passte sich der Behutsamkeit des Ganzen an, wobei alleredings die Gesangszutagen des Pianisten nicht unbedingt als Gewinn gelten müssen. Dass die israelische Sängerin viele Lieder ihres Lands in hebräischer Sprache singt ist selbstverstänldich. Man darf das auch mit Recht von ihr erwarten. Aber ebenso sollte man erwarten dürfen, dass man über die Liedinhalte besser als geschehen inormiert wird, zumal keine Programmhefte oder andere Informationsmaterialien zur Verfügung standen. Peter Zacher, Dresdner Neuste Nachrichten, April 7, 2005

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