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Der Spatz von Haifa

Esther Ofarim wird 70
Die Sängerin Esther Ofarim stammt aus Israel, lebt jedoch schon lange in Deutschland. Im Duo mit ihrem Ex-Mann Abi feierte sie in den 60er Jahren Erfolge. Nach der Trennung begann ihre Solokarriere. Jetzt wird Esther Ofarim 70.

Tel Aviv (dpa) - Die israelische Sängerin Esther Ofarim wirkt auf der Bühne zart und zerbrechlich, verzaubert ihr Publikum jedoch mit ihrer starken, glockenhellen Naturstimme. Ihr Künstlername passt perfekt zu ihrer besonderen Ausstrahlung: Das hebräische Wort Ofarim bedeutet «Rehkitz». Mit ihren großen, dunklen Augen erinnert die schlanke Frau, die an diesem Montag 70 Jahre alt wird, auch ein bisschen an das scheue Tier.
Das israelische Gesangsduo Esther und Abi Ofarim bei einem Auftritt in Deutschland.

Ofarim wurde am 13. Juni 1941 als Esther Zaied in Safed im damaligen Palästina geboren. Die heute zum großen Teil von ultra-orthodoxen Juden bewohnte, pittoreske Ortschaft ist Israels höchstgelegene Stadt: auf 834 Metern Höhe. Ofarims Vorfahren waren vor vielen Generationen aus Syrien und Libanon nach Galiläa gezogen. Ihre Kindheit verbrachte sie in der Hafenstadt Haifa, was ihr später den Spitznamen «Spatz von Haifa» einbrachte.

Die zarte, dunkelhaarige Frau wollte von klein auf Schauspielerin werden, hatte jedoch ein Leben lang mit ihrer starken Schüchternheit und quälendem Lampenfieber zu kämpfen.

Ihre erste kleinere Rolle hatte sie 1960 in dem Hollywood-Film «Exodus». In der Theaterwelt lernte sie ihren zukünftigen Mann und Gesangspartner Abi Ofarim (Reichstadt) kennen, einen Tänzer, der ebenfalls aus Safed stammt.

Die Musik erwies sich für beide als besseres Karrieresprungbrett: Als Duo wurden Abi und Esther in den 60er Jahren mit Songs wie «Cinderella Rockefella» und «Morning of my Life» weltberühmt, eroberten die deutschen Hitparaden und verkauften Millionen von Schallplatten.

Doch der große Bühnenerfolg konnte die privaten Spannungen nicht übertünchen: 1969 kam auf dem Karriere-Höhepunkt die Trennung. Esther Ofarim begann eine Solokarriere und ging später mit ihrem neuen Mann Philipp von Sell nach New York, wo ihr Sohn David geboren wurde.
Unerklärlich und unwiderstehlich fesselt sie mit ihrem Gesang.

«Ich wandere gerne durch die Weltgeschichte», erzählte Ofarim einmal. «Den Wunsch, an allen möglichen Orten zu sein, verschiedene Dinge zu verkörpern, den erfüllen mir diese Wanderungen», erklärte die Grenzgängerin, die in den letzten Jahrzehnten vor allem in Hamburg gelebt hat.

Dieses Streben nach Vielfältigkeit zeigt sich auch daran, dass sie in vielen Sprachen singt und über ein sehr breites musikalisches Repertoire von Jazz bis zu alten hebräischen Liedern verfügt.

Ihr erstes großes Comeback in Deutschland erlebte Ofarim 1984 mit der Rolle der Jüdin Chaja in Peter Zadeks Inszenierung des Stücks «Ghetto» von Joshua Sobol. Danach folgte eine sehr lange Pause. 1998 trat sie wieder mit Liederabenden in den Hamburger Kammerspielen und später häufiger im St.-Pauli-Theater auf. In den letzten Jahren unternahm die Sängerin mit den inzwischen feuerroten Haaren sehr erfolgreiche Konzertreisen mit dem israelischen Pianisten Yoni Rechter.

In den Jahren, in denen sie ihren Sohn David aufzog, gab Ofarim nur sehr sporadisch Konzerte, auch in ihrer israelischen Heimat. Ihr Familienleben habe «ohne jeden Zweifel» Vorrang vor ihrer Karriere, sagte sie damals. Dennoch sei sie sehr ehrgeizig: «Ich strebe immer nach Perfektion, aber sie gelingt mir nie.»

1969 erschien Esther als Sängerin Miriam in dem ZDF-Krimi-Dreiteiler 11 Uhr 20 neben Joachim Fuchsberger und Götz George und verzauberte Zuschauer mit ihrer Stimme.

 

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